Gewerbliche Vergangenheit und urbane Gegenwart harmonisch verbunden

Mit LIVING FRAMES ist der Eigentümerin ECOREAL und den beteiligten Architekten in Basel ein städtebaulich und architektonisch hochwertiges Projekt gelungen. Das denkmalgeschützte Pförtnerhaus hat sich als moderne Interpretation eines Quartiertreffpunkts bei den Bewohnerinnen und Bewohner des Gellertquartiers bereits etabliert.

Einst war es der Garten einer Villa, ab den 1930-er Jahren ein Gewerbestandort. Heute ist es ein gemischt genutztes Quartier, beliebt und belebt. Die Rede ist vom ehemaligen Areal der Allgemeinen Plakatgesellschaft (APG) an der Hardstrasse im Basler Gellertquartier. Im Jahr 2016 erwarb die ECOREAL Schweizerische Immobilien Anlagestiftung das Grundstück und betraute die renommierten Architekten von Miller & Maranta mit der städtebaulichen und architektonischen Entwicklung.

Reminiszenz an die Vergangenheit

Ein besonderer Auftrag, wie Paola Maranta betont: «Es gibt in einer Stadt wie Basel nicht oft Grundstücke, auf denen schon so viel Gutes vorhanden ist.» Der Blick zurück in die Vergangenheit war für den Entwurf von Miller & Maranta denn auch zentral. «Wir wollten den Charakter des Areals als Gewerbehof nicht auslöschen, sondern nutzen und mit einer neuen Zeitschicht ergänzen», so Quintus Miller. Entlang der Grundstücksmauern wurden die bestehenden Gewerbebauten von Zubauten befreit und saniert, wodurch Raum für drei neue Wohngebäude entstand. Diese haben eine aussergewöhnliche Anmutung: Steile Satteldächer, die serielle Anordnung der Fenster und die Materialisierung aus rohem Aluminium wirken urban und sind gleichzeitig eine Reminiszenz an die frühere gewerbliche Nutzung.

Umgenutzte Shedhallen

Die Shedhallen auf dem Areal blieben mehrheitlich erhalten und wurden mit einer neuen Fassade zu insgesamt sieben Ateliers, teilweise mit Wohnmöglichkeit, umgenutzt. Das Pförtnerhaus und die Baumgruppe beim östlichen Eingang des Geländes – beide erinnern an die Zeiten, in denen hier nur der Garten einer Villa war – bilden die Adresse zur Strasse. Ein eingeschossiger Bau entlang der Grenzmauern bildet den vierten Neubau des LIVING FRAMES genannten Projekts. Darin befinden sich weitere Wohnateliers.

Aussenraum als offene Bühne

Die Umgebungsgestaltung widerspiegelt die Leitidee der Liegenschaft als Wohn-, Arbeits- und Begegnungsort. Private Gärtchen sucht man hier vergebens. Der von Bäumen und Wildstaudenbeeten geprägte grüne Aussenraum stellt vielmehr eine offene Bühne dar, die Bewohner- und Nachbarschaft zum Verweilen einlädt. Ein Weg aus grossformatigen Platten führt durch das Areal zu den Plätzen, die durch die Positionierung der Gebäude und Eingangsbereiche entstanden sind. Diese werden von der Bewohnerinnen und Bewohnern rege genutzt und mitgestaltet.

Historisches Pförtnerhaus als Herzstück

Wichtiges Element des Mikrokosmos LIVING FRAMES ist das oben erwähnte, denkmalgeschützte Pförtnerhaus. Es wird von einem Team aus Basler Kreativen gemietet, die im Gebäude nicht nur arbeiten, sondern auch eine Café-Bar und eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen betreiben (siehe Interview).

Überzeugende Verdichtung

LIVING FRAMES umfasst 67 Wohnungen und Wohnateliers mit insgesamt 4600 m2 Mietfläche und gilt somit auch als Beispiel für eine gelungene Nachverdichtung. Eigentümerin ECOREAL ist entsprechend stolz auf ihr Projekt: «LIVING FRAMES ist ein gutes Beispiel für den Mehrwert einer hochwertigen Arealentwicklung. Das Objekt setzt nicht nur im Gellertquartier, sondern auch in unserem Portfolio neue Akzente», so CEO Peer Kocur.

Drei Fragen an Michel Gysin, Mieter Pförtnerhaus

Michel Gysin, Sie haben aus dem Pförtnerhaus in der Überbauung LIVING FRAMES innerhalb von wenigen Wochen einen beliebten Treffpunkt gemacht. Wie ist Ihnen das gelungen?
Eigentlich waren wir nur auf der Suche nach einem neuen Standort für unsere 16-köpfige Kommunikationsagentur. Das Pförtnerhaus gefiel unserem Team ausgezeichnet, es war aber zu gross für uns. Gemeinsam mit der Eigentümerin ECOREAL entwickelten meine Frau und ich dann die Idee, im Pförtnerhaus zusätzlich zu den Arbeitsflächen eine Café-Bar und eine Galerie beziehungsweise Begegnungszone einzurichten. Eine moderne Interpretation eines Quartiertreffpunkts sozusagen.

Wer sind Ihre Gäste?
Viele unserer Gäste kommen aus dem Gellertquartier. Offenbar entspricht das Angebot des Pförtnerhauses einem echten Bedürfnis. Am Morgen und Nachmittag kommen junge Eltern genauso wie Rentnerinnen und Rentner, die sich auf einen Kaffee treffen. Am Mittag dürfen wir viele Berufstätige aus den umliegenden Büros begrüssen und gegen Abend trifft man sich bei uns zum Apéro.

Die viel zitierte Durchmischung also.
Ja. Diese Durchmischung haben Eigentümerin und Architekten angestrebt und sie ist im LIVING FRAMES bereits Realität. Mit der einladenden und hochwertigen Gestaltung des Areals wurde die Basis für das lebendige Quartierleben geschaffen.

www.mindstudios.ch
www.pfoertnerhaus.ch

Facts & Figures

Bauherrschaft
ECOREAL Schweizerische Immobilien Anlagestiftung, Zürich

Architekten
Miller & Maranta, Basel (www.millermaranta.ch)

Sanierung Pförtnerhaus
Elron Architektur, Muri bei Bern (www.elronarchitektur.ch)

Landschaftsarchitektur
August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten, Binningen

Nutzung
67 Wohnungen und rund 1000 m2 Gewerbefläche in einem Bestandsgebäude und vier Neubauten 

Nutzfläche
Rund 5000 m2 (ohne Pförtnerhaus)

Investitionsvolumen
Rund CHF 55 Mio.

Fertigstellung
2022/2023

Erstpublikation NZZ Yearbook Real Estate 2023/24